Eine gesamte Jahrgangsstufe zum Schweigen und gespannten Zuhören bringen? Das ist eine Aufgabe, die für den ein oder anderen eine große Herausforderung darstellt. Nicht aber für den preisgekrönten Jugendbuchautor Dirk Reinhardt. Ihm durften die Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Jahrgangsstufe der Realschule Neufahrn vergangene Woche bei zwei Autorenlesungen gespannt lauschen.
Er nahm zunächst die Jugendlichen aus den 8. Klassen in seinem Roman „Über die Berge und über das Meer“ mit auf eine Reise vom fernen Afghanistan bis nach Deutschland. Besonders beeindruckt hat die Schüler, dass diese Fluchtgeschichte auf Erzählungen von jungen Menschen in ihrem Alter basiert, die dies am eigenen Leib erlebt haben. Anhand von Bildern ließ Dirk Reinhardt die Erlebnisse lebendig werden und erklärte auch die besondere Situation von Nomaden sowie die Tatsache, dass es eine ganze Reihe von Mädchen in Afghanistan gibt, die zunächst als Junge erklärt werden. Dies ist auch bei der 14-jährigen Soraya, die neben dem Nomadenjungen Tarek, die Hauptprotagonistin in dem Buch ist, der Fall. Den beiden bleibt nichts anderes übrig, als ihr Heimatland zu verlassen.
Im Anschluss daran erhielten die Siebtklässler einen Einblick in das Buch „Train Kids“. Die Geschichte befasst sich mit der Flucht fünf Jugendlicher, die als blinde Passagiere auf Güterzügen durch ganz Mexiko und über die Grenze bis in die USA gelangen wollen, um ihre Mütter, die dort arbeiten, zu finden.
Die beiden Bücher gaben einen sehr interessanten Einblick in eine fremde Welt. Und die Thematik ist aktueller denn je. Der Fokus wurde dabei auf die Fluchtursachen gelegt, die Gründe dafür, dass so viele Menschen ihr Heimatland verlassen. „Dies zu verstehen und Empathie zu erzeugen für das, was andere Jugendliche oder auch sogar Klassenkameraden durchleiden, ist neben der Leseförderung ein sehr wichtiger Beitrag zur Werteerziehung“, so Deutschlehrerin Sandra Stierstorfer.
Dank der mitreißenden Art, Passagen aus seinen Büchern vorzulesen, gelang es dem Autor eindrucksvoll, auch die weniger leseinteressierten Schüler zu begeistern. Dies merkte man sicherlich daran, dass nach der Lesung etliche Fragen gestellt wurden. Vor allem die ausgiebigen Recherchen zu den Themen, die seinen Werken zugrunde liegen, hat die Jugendlichen beeindruckt. Der Autor erzählte, dass viele Reisen als gefährlich herausstellen würden und es nicht immer leicht sei, die Personen vor Ort zu interviewen. Dass die Vorarbeit zu seinen Romanen meist länger dauere als das eigentliche Schreiben, überraschte alle sehr.
Der Schulleiter Hermann Schneider richtete abschließend einen herzlichen Dank an die Buchhandlung Kindsmüller aus Ergoldsbach, die einen Großteil der Finanzierung dieses einmaligen Events übernahm und somit einen wichtigen Beitrag zur Leseförderung leistet.
Abschließend gab es die Möglichkeit, sich die erworbenen Bücher signieren zu lassen.
Eine derart packende Autorenlesung war für die Schülerinnen und Schüler ein außergewöhnliches Erlebnis.